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Wir sind ab nun regelmäßig im CHEMIE REPORT mit einer ÖGMBT-Kolumne mit den neuesten Entwicklungen aus der österreichischen Life Science Szene vertreten. Wenn Sie einen interessanten Beitrag dazu leisten wollen, richten Sie Ihre Anfrage bitte an die Geschäftsstelle!

 

 

Das liebe Geld

on 12 May, 2015

Aktuelle Budgetlücken beim FWF und Umschichtungen in den EU-Budgets machen der Wissenschafts-Community zu schaffen. Die ÖGMBT setzt sich für eine langfristige Absicherung ein.

Das am meisten verknappte Gut in der Wissenschaft sind die Finanzmittel – das ist in Österreich nicht anders als auf EUEbene. Die heimische Forschungs-Community schlägt sich etwa mit der chronischen Unterfinanzierung der Universitäten und des Wissenschaftsfonds FWF herum. „Die Zahl der Anträge an den FWF ist in den vergangenen Jahren erfreulicherweise gestiegen“, berichtet BOKU-Vizerektor und ÖGMBT-Vizepräsident Josef Glößl. Ein über Jahre eingefrorenes Budget führt aber dazu, dass die Quote der abgelehnten Anträge immer weiter ansteigt. Dabei hat die derzeitige Situation sogar ihre guten Seiten: Lange Zeit speiste sich das Budget des wichtigsten heimischen Instruments zur Förderung der Grundlagenforschung aus unterschiedlichen Quellen. Der konkret zur Verfügung stehende Betrag war von Jahr zu Jahr mit Unsicherheiten behaftet. Nun ist das FWF-Budget zwar mittelfristig garantiert, wird aber über die nächsten Jahre konstant gehalten, sodass bei zu erwartender weiterer Steigerung der Zahl an Anträgen die Bewilligungsquote weiter absinken muss. „Das bedeutet, dass auch Projekte, die als exzellent begutachtet sind, abgelehnt werden müssen“, gibt Glößl zu bedenken. Anfang des Jahres hat sich nun eine weitere Budgetlücke aufgetan, die den FWF veranlasst hat, die Übernahme von Projekt-Overheadkosten von 20 Prozent auf acht bis zehn Prozent zu reduzieren. Dadurch geht den ohnehin schon knapp finanzierten Universitäten und außeruniversitären Forschungsinstitutionen zugleich ein wichtiger Finanzierungsbeitrag zur Forschungsinfrastruktur sowie ein Lenkungsinstrument zur Qualitätssicherung verloren. Aus Sicht der Universitäten ist diese Reduktion daher ein großes Problem: „Jedes Forschungsprojekt verursacht den akademischen Einrichtungen Kosten, die über die geförderten Projektkosten weit hinausgehen. In den apparativ aufwendigen Life Sciences wirkt sich das besonders stark aus, manche Hochschulen überlegen schon, ob sie die Einreichung von Forschungsprojekten aus budgetären Gründen deckeln müssen“, erläutert Glößl. Ein Overheadbeitrag von 20 Prozent deckt nur einen Teil der anfallenden Vollkosten ab. „Forschungspolitisches Ziel müsste es daher sein, den Anteil an Overheadkosten für alle Forschungsförderinstrumente in Richtung einer Vollkostenfinanzierung zu entwickeln, um zum notwendigen budgetären Spielraum für die Bereitstellung einer international wettbewerbsfähigen Infrastruktur an den Forschungsstätten beizutragen“, so Glößl.

Schwerpunktsetzung in Gefahr
Die notorische Knappheit der Mittel führt beim FWF auch dazu, dass zu wenig Geld für die Schwerpunktprogramme da ist. „Den höchsten strategischen Stellenwert haben für den FWF die Einzelprojekte, da diese als Basis für die Finanzierung der Grundlagenforschung besonders wichtig sind und wissenschaftliche Karrieren, insbesondere von jungen  Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, davon abhängen. Da das Geld aber irgendwoher kommen muss, stehen andere Instrumente wie Doktoratskollegs oder  Sonderforschungsbereiche zunehmend infrage“, sagt Glößl. Gerade damit könne man aber strategische Schwerpunkte bilden, interdisziplinäre Zusammenarbeit auf höchstem Niveau fördern und die Attraktivität des heimischen Wissenschaftsstandorts weiter erhöhen. Zu budgetären Umschichtungen kommt es aber auch auf EU-Ebene. Zur Finanzierung des sogenannten „Juncker-Investitionsplans“ werden auch Gelder herangezogen, die eigentlich dem Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 zugedacht waren. Die Tatsache selbst
sei wohl nicht mehr zu verhindern, so Glößl – nun gelte es für die Wissenschafts-Community, ihre Interessen zu wahren. Ein Teil der Gelder soll zwar durchaus wieder der Forschung zugutekommen, völlig unklar bleibt dagegen, nach welchen Mechanismen das erfolgen soll. „Für Horizon 2020 werden, etwa durch den European Research Council, etablierte qualitätsorientierte Bewertungskriterien angewandt“, meint Glößl dazu, „nun besteht die Befürchtung, dass die Mittel für Projekte umgelenkt werden, die zu stark auf unmittelbare Arbeitsmarkteffekte abzielen, und dabei die Forschung zu kurz kommt.“ Ziel des Juncker-Plans sollte es eigentlich sein, aufbauend auf Horizon 2020 den Europäischen Forschungs- und Wirtschaftsraum zu stärken. Wie dies mit dem gegenwärtigen Ansatz erreicht werden kann, bleibt abzuwarten. Mit gutem Grund ist es ein wichtiges Ziel der 2011 beschlossenen FTI-Strategie der Österreichischen Bundesregierung, dass Österreich zur Gruppe der „Innovation Leader“ in Europa aufschließen soll. „Trotz aller notwendigen Sparvorgaben sind dringend Maßnahmen erforderlich, um der offenkundigen Erosion der Budgets für die Grundlagenforschung auf nationaler und europäischer Ebene entgegenzuwirken und damit den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort absichern zu helfen“, so der ÖGMBT-Vizepräsident.

Original Kolumne 03/2015