Sinkende Suizidrate in den ersten Monaten der Covid-19-Pandemie

Sunday, 18 April 2021 00:35

Sinkende Suizidrate in den ersten Monaten der Covid-19-Pandemie

Die Suizide während der seit März 2020 andauernden Covid-19-Pandemie sind in Österreich um vier Prozent gesunken. Eine internationale Studie zeigt, dass diese Entwicklung ähnlich zu den Trends der Suizide international in der ersten Phase der Corona-Pandemie bis Ende Oktober ist. Nun seien aber „Ermüdungseffekte“ in der Gesellschaft zu bemerken. Diese müsse man wachsam beobachten. 

Internationale Studie mit über 70 Wissenschafter*Innen in 21 Ländern

„Mittlerweile liegen auch Zahlen von Statistik Austria zum gesamten Jahr 2020 vor, diese unterstreichen die Studienergebnisse“, sagt Thomas Niederkrotenthaler vom Zentrum für Public Health, der gemeinsam mit Paul Plener, Leiter der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, seitens der MedUni Wien beteiligt war. Insgesamt waren rund 70 Wissenschafter*Innen in 21 Ländern involviert. Im Durchschnitt sind die gezeigten Trends in allen untersuchten Ländern ähnlich.

Dass die Suizidrate trotz der Krise und den steigenden psychischen Belastungen nicht gestiegen ist, führen die Expert*Innen der MedUni Wien auf rasche soziale, gesundheitsfördernde und andere unterstützende Maßnahmen zurück. Dazu gehört in Österreich z.B. die Möglichkeit, sich als Erwachsener eine psychotherapeutische Behandlung auf Krankenschein verschreiben zu lassen und online abzuhalten. Zudem haben auch der Ausbau von telefonischer Krisenintervention, gezielte Förderungsprogramme am Arbeitsmarkt sowie Solidarisierungseffekte wie Nachbarschaftshilfe in der Bevölkerung positive Auswirkungen gehabt. Ähnliche Effekte sind auch in der ersten Phase nach Umweltkatastrophen oder nach Terroranschlägen beobachtbar.

langfristige Unterstützungsangebote notwendig

Jetzt seien aber „Ermüdungseffekte“ in der Gesellschaft zu bemerken. Diese müsse man wachsam beobachten, „damit die hohen psychische Belastungen weder jetzt, noch dann, wenn die Pandemie abklingt, auf die Suizide durchschlagen“, gibt Niederkrotenthaler zu bedenken. Infolgedessen müsse man schon jetzt langfristige Unterstützungsprogramme am Arbeitsmarkt und gesundheitsfördernden Maßnahmen implementieren. Besonders Menschen in den Gesundheitsberufen, Menschen mit psychischen Erkrankungen, sozial marginalisierte Gruppen sowie Schüler*Innen und Studierende sind derzeit stark belastet.

Was Kinder und Jugendliche angeht, betont Paul Plener, dass sich in der Altersgruppe der 15-25-jährigen weltweit und auch in Österreich die höchste Rate an psychischen Belastungen in der Pandemie zeigt. Deshalb gilt es hier ein besonderes Augenmerk auf den Ausbau der psychosozialen Versorgung zu legen.

“Kinder und Jugendliche können auch nicht unabhängig von den Familien, in denen sie aufwachsen betrachtet werden und so sind steigende Raten an Arbeitslosigkeit oder Suchterkrankungen bei Erwachsenen, immer auch ein Phänomen, das sich in Familien auf die psychische Gesundheit der Kinder auswirkt.“- Paul Plener

Die internationale Covid-19 Suizidpräventions-Studie

Die Studie wurde im Rahmen der „International Covid-19 Suicide Prevention Research Collaboration“ (ICSPRC) in 16 sogenannten Hoch-Einkommensländern (Australien, Österreich, Kanada, China, Kroatien, England, Estland, Deutschland, Italien, Japan, Niederlande, Neuseeland, Polen, Südkorea, Spanien, USA) sowie 5 Mittel-Einkommensländern (Brasilien, Ekuador, Mexiko, Puerto Rico, Russland) durchgeführt und im Top-Journal „The Lancet Psychiatry“ publiziert.

Service: The Lancet Psychiatry
“Suicide trends in the early months of the COVID-19 pandemic: Interrupted time series analysis of preliminary data from 21 countries.” Paul Plener, Thomas Niederkrotenthaler et al.
https://www.thelancet.com/journals/lanpsy/article/PIIS2215-0366(21)00091-2/fulltext

 

Rückfragehinweis:
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www.meduniwien.ac.at

(LB)
Quelle: Medizinische Universität Wien
Foto: © Daniel Reche / pexels.com

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