Naturwissenschaftler als Manager

Monday, 27 June 2016 10:38

Mehrere MBA-Programme verbinden betriebswirtschaftliches Wissen mit fachspezifischen Fragestellungen und füllen damit eine vielfach bestehende Lücke.

Felix X. hat nach seiner Dissertation in einem molekularbiologischen Forschungslabor einen Job in der Entwicklungsabteilung eines international tätigen Medikamentenherstellers angetreten. Das Projekt, an dem er mitarbeitet, zeigt interessante Ergebnisse, ihm wird die Leitung eines Teams angeboten. In seiner Arbeit kooperiert er nun mit verschiedenen konzerninternen Abteilungen. Angesichts komplexer Prozesse ist Know-how im Projektmanagement und in der Mitarbeiterführung unterschiedlicher Menschen erforderlich. Derartige Fragestellungen kamen in Felix‘ Studium aber nicht vor, er nähert sich ihnen schrittweise durch die Methode des „Learning by Doing“ an. Doch bald merkt er, dass er dabei an Grenzen stößt, weil ihm die betriebswirtschaftliche Basis fehlt. Von Arbeitgebern aus der Pharma- und Life-Sciences-Industrie wird immer wieder eine Lücke zwischen der akademischen Ausbildung eines Naturwissenschaftlers und den Anforderungen an das Arbeiten in einem unternehmerischen Umfeld beklagt. Die ÖGMBT nimmt hier eine Brückenstellung ein und ist interessiert, junge Mitglieder auf die Anforderungen in der Industrie vorzubereiten. In diesem Sinne werden auch im Rahmen der ÖGMBT- Weiterbildungsbörse regelmäßig Weiterbildungen angeboten, die verschiedene Kompetenzen im Management- oder IP-Bereich vermitteln. Auch in so manchem Studiengang an Fachhochschulen hat man darauf bereits Rücksicht genommen und diesen um Module zu Unternehmensführung oder „Soft Skills“ ergänzt. Vereinzelt wurde auch bei der Gestaltung universitärer Curricula auf die Lücke reagiert. So finden sich etwa im Studienplan des Masterstudiums Biotechnologie an der Universität für Bodenkultur Pflichtvorlesungen in Qualitätsmanagement und Patentrecht.

Verbindung von Management- und Branchen-Know-how


Noch tiefer ins „Life Sciences Business“ einsteigen kann man im Rahmen von MBA-Programmen, die auf die spezifischen Bedingungen der Branche Bezug nehmen. Ein solches bietet etwa die Donau-Universität Krems an. In sechs Basismodulen werden dabei grundlegende betriebswirtschaftliche Inhalte vermittelt – von Business Analytics über Controlling und Strategie bis hin zu Personalführung und Komplexitätsmanagement. Darauf bauen 13 verschiedene Vertiefungsrichtungen auf, die die Kompetenzen des Departments für Wirtschafts- und Managementwissenschaften mit denen anderer Einheiten der Donau-Universität verknüpfen. Eine davon nennt sich Biotech & Pharmaceutical Management und wurde vom Department für Gesundheitswissenschaften und Biomedizin gestaltet. „Das Programm richtet sich an Menschen, die bereits in Pharma- oder Biotech-Unternehmen tätig sind und ins Management aufsteigen oder ihre eigene Firma gründen wollen“, sagen Viktoria Weber und Jens Hartmann zur Ausrichtung der Vertiefungsrichtung. Dementsprechend ist der Ablauf so so organisiert, dass man ihn auch berufsbegleitend absolvieren kann. Die vier aufbauenden Module beschäftigen sich mit Qualität und Innovation, F&E und Produktion, Entrepreneurship und Business Development sowie Marketing und Sales – immer bezogen auf die besonderen Anforderungen in den Life Sciences. Eine Besonderheit des MBA-Programms an der Donau- Universität ist, dass jeweils eines der Spezialisierungsmodule direkt in einem Unternehmen stattfindet. „Die Teilnehmer äußern sich aber auch sehr positiv über das im Zuge der Ausbildung entstehende Netzwerk zu Gleichgesinnten aus der Branche“, so Hartmann.

Aus der Praxis für die Praxis


Ein vergleichbares Konzept verfolgt man an der FH Campus Wien. Ab September 2016 wird dort erstmals ein Studiengang „Professional MBA“ abgehalten. Dabei hat man branchenspezifisches Wissen eingebracht, das in den Studiengängen der FH Campus bereits als Kernkompetenz entwickelt wurde, wie Franz Gatterer erzählt, der das Programm aufgebaut hat. Die Ausbildung ruht auf Basismodulen, die gemeinsam mit der Webster University durchgeführt werden und funktionales Wissen der Unternehmensführung, etwa zu Organisation, Marketing und Projektmanagement, vermitteln. Darauf bauen zwei Säulen des Curriculums auf, die sich den Management-Themen Veränderung (Innovation, Business Development) sowie Mensch und Team (Leadership, lernende Organisationen) widmen. In der dritten Ebene wird das erworbene Wissen dann in den Kontext der jeweiligen Branche gestellt. Eine der Spezialisierungsmöglichkeiten ist dabei auf die Life Sciences bezogen. „Hier arbeiten wir mit Managern aus der Branche, aber auch mit dem Department Applied Life Sciences der Fachhochschule zusammen und adressieren unternehmerische Fragen, die für diesen Bereich spezifisch sind, etwa den
Umgang mit Intellectual Property“, so Gatterer. Eine Besonderheit des MBA-Programms an der FH Campus ist, dass die Teilnehmer, die aus einem Unternehmen kommen, auch ein Thema mitbringen können, das dann im Rahmen des Studiengangs wissenschaftlich bearbeitet wird. „Wir setzen in der Didaktik stark auf Case Studies: Dabei gibt es sowohl allgemein gehaltene als auch solche, die von den Firmen an uns herangetragen werden.“ Ein besonderes Angebot liegt in einer Potenzialanalyse, die am Anfang, in der Mitte und am Ende des Ausbildungsprogramms durchgeführt wird und jedem Teilnehmer eine Reflexion seiner Ziele und Fortschritte ermöglicht.

Original Kolumne 01/2016

Reizbare Pilze

Monday, 27 June 2016 10:22

Am Campus Tulln wurde am 18. November die Core Facility BiMM eröffnet, bei der im Hochdurchsatz Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen Organismen untersucht werden.

Sekundäre Stoffwechselprodukte und Enzyme von Pilzen sind ein ausgeprägter Forschungsschwerpunkt am Campus Tulln. Manche von ihnen – wie die berüchtigten Mykotoxine – verursachen Schäden in der Lebens- und Futtermittelkette, andere zeigen für den Menschen höchst nützliche Eigenschaften und können etwa als Antibiotika, Cholesterin-Senker, Zytostatika oder Fungizide eingesetzt werden. Das genetische Potenzial von Pilzen ist dabei hoch und ermöglicht eine ungeheure Diversität an möglichen Stoffwechselprodukten. Doch nicht alles davon wird zu jedem Zeitpunkt und in jeder Umgebungssituation auch realisiert. Vor allem unter den für das Gedeihen der Organsimen günstigen Laborbedingungen sind viele interessante Stoffwechselwege epigenetisch stillgelegt. Derartige Zusammenhänge untersucht das Team um Joseph Strauss, der an der Universität für Bodenkultur (BOKU) forscht und lehrt: „Die Pilze können durch äußere Reize veranlasst werden, von einem epigenetischen Zustand in den anderen zu wechseln“, erläutert Strauss. In der freien Natur werden solche Reize etwa durch die Wechselwirkung mit anderen Organismen wie Pilzen, Bakterien oder Algen und
höheren Pflanzen ausgelöst. Die Zahl der möglichen Kombinationen geht dabei ins schier Unermessliche. Um sie auszuloten, bedarf es spezieller wissenschaftlicher Infrastruktur. „Rund 80 Prozent des Potenzials der etwa 100.000
bekannten Pilzarten sind noch unerforscht“, wie Strauss erklärt. Der Genetiker bildete daher gemeinsam mit Martin Wagner von der Veterinärmedizinischen Universität, Rudolf Krska vom BOKU-Department IFA-Tulln sowie Angelika Weiler, der Technopol-Managerin von Tulln, ein Kernteam, das den Aufbau und die Finanzierung einer roboterunterstützten Einheit zur Untersuchung solcher Wechselwirkungen vorantrieb.

Prominent besetzte Eröffnung

Die Bemühungen waren von Erfolg gekrönt. Am 18. November wurde die neue Forschungseinheit „BiMM“ (Bioactive Microbial Metabolites) eröffnet, die als offene Plattform samt Infrastruktur und wissenschaftlichem Personal konzipiert wurde. Künftig wird hier nach bioaktiven Stoffwechselprodukten und Enzymen, die durch biologische Interaktionen entstehen, gesucht. Das Interesse war groß: Landeshauptmann Erwin Pröll war ebenso anwesend wie Elmar Pichl, Sektionschef im BMWFW, BOKU-Rektor Martin Gerzabek und Vetmed-Rektorin Sonja Hammerschmid sowie die Vizerektoren Otto Doblhoff-Dier (Vetmed) und Josef Glößl (BOKU). Mit dem nun geschaffenen Gerätepool und der dazugehörigen wissenschaftlichen Expertise können Bakterien, Pilze, Algen und andere Zellen in allen erdenklichen Kombinationen miteinander kultiviert und auf bestimmte Wirkungen hin getestet werden. Dafür stehen Pipettierroboter sowie Geräte zur Durchführung von funktionellen Hochdurchsatzassays mit Inkubation zur Verfügung. Auch die automatisierte Manipulation von mikrobiellen Kolonien („Pinning und Picking“) ist möglich. Ebenso steht Equipment und Know-how zur Aufreinigung und Analyse der Assays bereit. Die Zahlen sprechen für sich: Pro Stunde können 4.000 Einzeltests durchgeführt werden, in einem 20-tägigen Durchgang werden 1,9 Millionen Einzelergebnisse erzielt – mehr als ein wissenschaftlicher Mitarbeiter manuell in seiner
Lebenszeit abwickeln könnte. Neben potenziellen Arzneimittelwirkstoffen kann eine derartige Screening-Einrichtung auch neue Substanzen für den Pflanzenschutz aufspüren und die Grundlage für neue biotechnologische Anwendungen schaffen. Finanziert wurde der Aufbau der Infrastruktur aus Hochschulraum-Strukturmitteln des Wissenschaftsministeriums sowie aus Mitteln des Landes Niederösterreich.

Offener Zugang zu Forschung und Service

Gemanagt wird die Einheit von Scot Wallace, der schon in der Antragsphase als Berater tätig war. Eine eigene Gesellschaft zum Betrieb der Facility wurde nicht gegründet, sie steht im Eigentum der BOKU. Dennoch sieht das Geschäftsmodell vor, dass auch andere Forschungsgruppen mit ihren Projekten die Plattform gegen Gebühr nutzen können, unabhängig davon, ob es sich um Uni-interne Projekte oder externe Projektpartner handelt. „Den Forschungseinrichtungen stehen die Einrichtungen grundsätzlich zu denselben Konditionen zur Verfügung wie interessierten Unternehmen“, erklärt Wallace. Man müsse aber bei den Unis auf die Spezifika der Projektförderung in der Grundlagenforschung Rücksicht nehmen. Anfragen gäbe es bereits von Industrie- wie von Forschungsseite. In Kürze schon können Serviceleistungen nach außen angeboten werden, derzeit ist das BiMM-Team damit beschäftigt, den gesamten Prozessablauf unter Kontrolle zu bringen.
„Wir wollen in der BiMM gemeinsam mit unseren Projektpartnern eine möglichst durchgehende Discovery-Pipeline errichten, die von der Selektion der vielversprechendsten Organismen bis hin zur funktionellen Analyse des Wirkstoffes bzw. der neuen Enzyme reicht“, erläutert Strauss. Im Rahmen der Eröffnung wurde auch der von BOKU, Tecnet Equity und Accent-Gründerservice ausgeschriebene „Innovation Award“ vergeben. Der erste Preis ging dabei an Andrea Lassenberger
vom Institut für biologisch inspirierte Materialen an der BOKU, die funktionalisierte Nanopartikel dafür einsetzte, Krebszellen punktgenau aufzufinden, sie in einem Bildgebungsverfahren darzustellen und die Strahlentherapie auf diese Weise zu unterstützen.

Original Kolumne 08/2015

Wissenschaft mit Engagement

Monday, 27 June 2016 10:12

Mit den diesjährigen Forschungspreisen der ÖGMBT wurden drei junge Wissenschaftler ausgezeichnet, die herausragende Ergebnisse in den Bereichen der Biophysik, der Epigenetik und der Molekularen Diagnostik erzielten.

Es sind drei außerordentlich engagierte Jungwissenschaftler, die in diesem Jahr mit den Forschungspreisen der ÖGMBT ausgezeichnet wurden. Alle drei verfolgen ein ausgeprägtes wissenschaftliches Interesse und habe es verstanden, ihren bisherigen Karriereweg darauf aufzubauen. Das zeigt sich auch in den erzielten Ergebnissen, die von einer unabhängigen Jury als preiswürdig erachtet wurden. Verena Ruprecht, die den von Biomin zur Verfügung gestellten Research
Award für sich entscheiden konnte, ist ausgehend von der Physik zu den
Biowissenschaften gestoßen. Ihre Dissertation an der JKU Linz hat sie unter der Ägide von Gerhard Schütz bereits zu einem Thema der Biophysik gemacht und dabei die Möglichkeiten hochauflösender mikroskopischer Verfahren auf lebende Systeme angewandt. „Wenn man von der Untersuchung einzelner Moleküle herkommt, weiß man, dass in der Zelle alles permanent in Bewegung ist“, erzählt Ruprecht: „Deswegen war es unglaublich spannend für mich, zu untersuchen, wie eine ganze Zelle es schafft, sich von A nach B zu bewegen.“ Diesem Forschungsthema wandte sie sich am IST Austria in Klosterneuburg in den Teams von Michael Sixt und Carl-Philipp Heisenberg zu. Mithilfe von Zellen eines Zebrafisch-Embryos konnte die Forschergruppe einen Polarisationsmechanismus entdecken, der bewirkt, dass embryonische Vorläuferzellen in einen amöboiden Modus mit hoher Beweglichkeit transformiert werden. Das Umschalten in diesen Zustand ist dabei von den kontraktilen Eigenschaften des Zytoskeletts abhängig und wird durch biochemische und mechanische Stimuli aus der Umgebung ausgelöst. Besonders gefallen hat Ruprecht die interdisziplinäre Atmosphäre am IST Austria: „Es war ein großes Abenteuer für mich, mit einer so großen Bandbreite an Wissenschaftlern, von Physik bis Biologie, zusammenzuarbeiten.“ Der Award ist für die Forscherin vor allem eine persönliche Bestärkung: „Man bekommt nicht viel Schulterklopfen in der Wissenschaft.“

Grundlagenforschung mit klinischem Nutzen


Geteilt wurde in diesem Jahr der ÖGMBT Eppendorf Research Award. Die eine Hälfte ging dabei an Matthias Farlik, den es nach seiner Dissertation an den Max F. Perutz Laboratories in das Fachgebiet der Epigenetik zog. „Ich habe überlegt, ans Broad Institute in Cambridge, Massachusetts, zu gehen“, erzählt der Biologe. Doch als Christoph Bock von dort ans Center for Molecular Medicine (CeMM) in Wien wechselte, kam ihm die renommierte amerikanische Forschungseinrichtung gleichsam entgegen. Das Umfeld am CeMM empfand Farlik dabei als sehr befruchtend: „Am CeMM gibt es nicht zwölf voneinander unabhängige Forschungsgruppen, sondern nur eine große. Jeder kooperiert hier mit jedem.“ Besonders die enge Verbindung zur klinischen Forschung brachte viele Vorteile und hat die Gruppe auch zu der Publikation inspiriert, die nun mit dem Research Award ausgezeichnet wurde: „Next Generation Sequencing ist ein wunderbares Schlagwort, das auch auf epigenetischer Ebene immer mehr Anwendung findet“, erzählt Farlik. Doch häufig reicht das Material, dass man von einem Patienten bekommt, nicht aus, um auch noch Krebszellen von gesunden Zellen aufgrund der epigenetischen Muster unterscheiden zu können. Die Forschungsgruppe versuchte daher, eine Methodik zur Bestimmung des DNA-Methylierungsstatus in Richtung geringerer Probenmengen weiterzuentwickeln. „Das Protokoll funktionierte dann sogar mit einzelnen Zellen. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten für die Erforschung der DNA-Methylierung“, schwärmt Farlik. Einen solchen Preis zu erhalten, hält Farlik als sehr bedeutsam für die Biografie eines Jungwissenschaftlers. „Ich bin froh, dass es solche wissenschaftlichen Gesellschaften wie die ÖGMBT gibt, die auch die Grundlagenforschung einer Unterstützung durch Unternehmen zugänglich macht“, bedankt sich Farlik. Farlik teilt sich den von Eppendorf zur Verfügung gestellten Preis mit
Daniela Gallerano. Die als Tochter einer Österreicherin in Italien aufgewachsene Humanbiologin lernte im Zuge eines Auslandssemesters den Allergieforscher Rudolf Valenta von der Medizinischen Universität Wien kennen. In ihrer Diplomarbeit und Dissertation beschäftigte sie sich mit einem Projekt, bei dem die diagnostischen Erfahrungen dieser Forschungsgruppe auf den Nachweis der Immunantwort bei HIV-Patienten angewandt wurden. „Menschen, die mit HIV infiziert sind, zeigen meist keine effektive Immunantwort gegen das Virus. Das hängt damit zusammen, dass HIV-spezifische Antikörper selten die Teile des Virus erkennen, die eine effektive Blockade der Infektion vermitteln würden.“ Mit dem von Gallerano und ihren
Kollegen entwickelten Test kann nun nicht nur nachgewiesen werden, ob ein Patient mit HIV infiziert ist oder nicht, sondern auch, welche Arten von Antikörpern er entwickelt hat. Verwendet wird dazu ein Microarray, auf dem rund 150 verschiedene Virus- und Kontrollkomponenten immobilisiert sind und das nur sehr wenig Probenmaterial benötigt. Auch für Gallerano ist der ÖGMBT Research Award vor allem eine persönliche Anerkennung und eine starke berufliche Motivation:
„Man forscht ja immer ein bisschen in der Hoffnung, dass die eigene Arbeit Wirkung erzielt und das Forschungsgebiet ein wenig weiterentwickelt.“ Da sei ein solcher Preis eine schöne Bestätigung.

Original Kolumne 07/2015

 

 

 

In der vergleichenden Krebsmedizin werden die Eigenschaften von menschlichen Tumoren mit denen im Tiermodell verglichen, mit dem Ziel klinisch relevante Ergebnisse schnell in neue Behandlungen umzusetzen. Wir sprachen mit Lukas Kenner über die ethischen Implikationen dieses Ansatzes.

Ende 2010 wurde ein Patient mit einem seltenen Lymphom ins Wiener AKH eingeliefert, dessen Krankheit schon weit fortgeschritten war. Weil konventionelle Behandlungsansätze erfolglos blieben, bestand praktisch keine Hoffnung auf Heilung. Doch just für dieses Krankheitsbild hatte die Forschungsgruppe von Lukas Kenner mithilfe eines transgenen Mausmodells kurz zuvor einen bislang unbekannten Mechanismus aufgeklärt. Dabei konnte gezeigt werden, dass die Krebszellen ein Rezeptormolekül exprimieren, das in der Maus mit einer zielgerichteten Behandlung (einer sogenannten „Targeted Therapy“) abgeschaltet wurde, wodurch der experimentelle Tumor verschwand. Mittels vergleichender Analysen konnten die
Forscher nachweisen, dass ihre Ergebnisse auch in den Gewebeproben von Lymphom-Patienten nachvollziehbar waren. Eine entsprechende Behandlung mit dem Wirkstoff Imatinib erschien somit erfolgversprechend, obwohl dieser bislang nie für diese Krankheit in Betracht gezogen wurde. Tatsächlich besserte sich der Zustand des Patienten nach der Verabreichung derartig rasant, dass er innerhalb von wenigen Tagen als tumorfrei galt. „Die Behandlung erfolgte im Zuge eines Heilmittelversuchs. Das Medikament war zwar zugelassen, aber noch nie in dieser Indikation angewendet worden“, erzählt Kenner. Der junge Mann, der schon als Todeskandidat angesehen wurde, hatte mit einem Mal wieder ein Leben vor sich und konnte mittlerweile sein Studium abschließen. Erst die entscheidenden Experimente im Mausmodell machten diesen Heilversuch ethisch vertretbar und die lebensrettende Behandlung möglich. Kenner leitet eine Forschungsgruppe am Ludwig-Boltzmann-Institut für Krebsforschung und ist im Zuge eines „Double Appointment“ Professor für Labortierpathologie an der Vetmed sowie an der Meduni Wien. In seiner wissenschaftlichen Arbeit vergleicht er die molekularpathologischen
Eigenschaften von Tumorerkrankungen beim Menschen mit denen von In-vivo-Modellen. „Die Fragestellungen, die wir dabei bearbeiten, kommen meist aus der Humanmedizin“, erzählt Kenner, „in der Veterinäronkologie werden heute aber auch
immer mehr Hunde und Katzen gegen Krebs behandelt, denen unsere Forschungsarbeiten zugutekommen.“ Die Verwendung genetisch veränderter (transgener) Mäuse ist dabei aus einer Reihe von Gründen besonders vorteilhaft. Zum einen sind die technischen Möglichkeiten, transgene Mäuse herzustellen und mit ihnen Krankheiten zu modellieren, sehr weit fortgeschritten. Zum anderen werden mit den inzwischen zur Verfügung stehenden Methoden der Gensequenzierung
immer mehr krebsauslösende Genmutationen identifiziert, die in Tiermodelle eingebracht werden können. Mit diesem methodischen Ansatz konnte Kenners Team inzwischen viele wissenschaftliche Erfolge feiern. Beispielsweise war er daran beteiligt, wichtige Erkenntnisse zur Rolle des Immunsystems bei der Entstehung von Krebs zu erforschen. Gemeinsam mit Forschern aus den USA hat man damit an den Grundlagen für eine neue Form von Immuntherapie mitgearbeitet, bei der verhindert werden soll, dassKrebszellen der Immunabwehr des Organismus entwischen.


Neue Erkenntnisse am Tiermodell

Bei der Arbeit mit den Labortieren lassen die Wissenschaftler große Sorgfalt walten: Bei allen Versuchen werden die 3R-Prinzipien (Replacement – Reduction – Refinement) beachtet, die vorsehen, wo immer möglich, Labortierversuche zu ersetzen. Wo dies nicht machbar ist, wird die Zahl der verwendeten Labortiere auf ein Minimum reduziert und schließlich bei der Versuchsdurchführung so vorgegangen, dass die Tieren so wenig wie möglich leiden müssen. „Wir führen ein Minimalprogramm durch und machen nur das, was unbedingt notwendig ist, um zu neuen Erkenntnissen zu kommen“, stellt Kenner klar. Doch Forderungen nach einem weitgehenden Verbot von wissenschaftlichen Tierversuchen, wie sie jüngst auf EU-Ebene erhoben wurden, erteilt Kenner eine klare Absage. Denn Alternativen für seine Tierversuche sind noch nicht in Sicht: „Es ist nicht möglich, alle Fragen zur Entstehung und zum Verlauf von Krebs mit In-vitro-Modellen zu beantworten.“ Viele der Prozesse, die zur Entstehung von Tumoren führen und an denen komplexe Wechselwirkungen zwischen den Körperzellen und zwischen Organismus und Umgebung beteiligt sind, seien noch lange nicht verstanden. „Bei bestimmten, sehr aggressiven Tumorarten wie Glioblastom oder Pankreas- Karzinom haben wir de facto noch keine Therapieoptionen zur Verfügung“, so Kenner. „Letztlich ist es ethisch nicht vertretbar, eine Behandlung mit einem neuen Wirkstoff an einem Patienten zu erproben, ohne fundamentale Daten zu erheben, wie sich ein Medikament in einem Organismus verhält.“


Konsequentes Bekenntnis zu Grundlagenforschung


Kenner verweist in diesem Zusammenhang auf die vergleichsweise geringe Anzahl von Labortieren, die in der Forschung zum Einsatz kommen: „Insgesamt wurden in Europa laut Eurostat im Jahr 2011 weniger als zwölf Millionen Wirbeltiere in der Forschung genutzt, aber über zwei Milliarden Tiere für die Fleischproduktion getötet. Das ist ein Faktor von mehr als Hundert, wird aber in der Öffentlichkeit so nicht wahrgenommen.“ Denn während das tägliche Schnitzel von einer Mehrheit immer noch bedenkenlos verspeist wird, stellen viele Menschen wissenschaftliche Tierversuche infrage, obwohl sie von zentraler Bedeutung für den medizinischen Fortschritt sind. In den USA und Asien gebe es dagegen ein eindeutiges gesellschaftliches Bekenntnis zu wissenschaftlichen Tierversuchen. Angesichts der europäischen Diskussion um weitere Beschränkungen fürchtet Kenner daher um die Konkurrenzfähigkeit des heimischen Wissenschaftsstandorts. „Wir können nicht einfach Tierexperimente in andere Länder verlagern. Das ist weder eine haltbare ethische Position noch wissenschaftlich praktikabel“, weist Kenner auf die problematische Situation hin. „Für einen intakten Forschungsstandort in den
Lebenswissenschaften sind Tierversuche notwendig, und ein gesellschaftliches und politisches Bekenntnis dazu wäre mir und der gesamten Forschungsgemeinschaft wichtig“, so Kenner abschließend.

Original Kolumne 06/2015

Den Keimen auf der Spur

Thursday, 23 June 2016 10:10

Mikrobiologische Forschung nimmt in der österreichischen Life-Sciences-Landschaft einen
bedeutender werdenden Anteil ein. Ein Beispiel dafür ist das von Peter Rossmanith geleitete
CD-Labor an der Vetmed.

Die rasante Entwicklung der molekularen Genetik ermöglichte der Mikrobiologie zuvor ungeahnte Fortschritte. Mit einem Mal wurde sichtbar, in welcher Vielfalt und Ubiquität Bakterien, Archaeen und Pilze vorkommen – auch solche, die mit herkömmlichen Methoden der Kultivierung nicht gefunden worden waren. Dabei zeigte sich auch, wie wichtig die Rolle ist, die sie in der biochemischen Balance spielen – in agrarischen Böden ebenso wie in Gewässern oder im Inneren des menschlichen Organismus. Auch innerhalb der ÖGMBT nimmt das Fachgebiet einen immer wichtiger werdenden Platz ein. Aus diesem Grund ist man mit 1. Jänner 2015 auch der Federation of European Microbiological Societies (FEMS) beigetreten, die für ÖGMBT-Mitglieder nicht nur neue Möglichkeiten der internationalen Vernetzung, sondern auch Zugang zu speziellen Research Grants, Kongressen und Austauschprogrammen bietet.
Mikrobiologische Schwerpunkte gibt es in Österreich an mehreren biowissenschaftlichen Forschungsstandorten: Zu nennen sind etwa der Forschungsbereich für Biotechnologie und Mikrobiologie an der TU Wien, das Department für Mikrobiologie an den Max F. Perutz Laboratories oder die an der BOKU und am AIT am Campus Tulln betriebene Forschung. Aber auch in Graz (Institut für Molekulare Biowissenschaften des Karl-Franzens-Universität) oder Innsbruck (Institut für Mikrobiologie der Uni Innsbruck) gibt es einschlägig tätige Forschungsgruppen.


Betriebliche Herausforderungen


An der Schnittstelle zur unternehmerischen Anwendung des Methodenrepertoires der Mikrobiologie und Molekularbiologie ist das von Mikrobiologische Forschung nimmt in der österreichischen Life-Sciences-Landschaft einen bedeutender werdenden Anteil ein. Ein Beispiel dafür ist das von Peter Rossmanith geleitete CD-Labor an der Vetmed. Mikrobiologische Forschung in Österreich Den Keimen auf der Spur An der Schnittstelle zur unternehmerischen Anwendung der Mikrobiologie ist das CD-Labor für Monitoring für mikrobielle Kontaminanten angesiedelt. Peter Rossmanith geleitete CD-Labor für Monitoring mikrobieller Kontaminanten an der Veterinärmedizinischen Universität Wien
angesiedelt. Betriebe der biotechnologischen und lebensmittelproduzierenden Industrie müssen sicherstellen, dass keine schädlichen Mikroorganismen in ihre Prozesskette eindringen. Bislang erfolgte die Kontrolle vor allem mithilfe mikrobiologischer Methoden, bei denen Keime zunächst in Kultur vermehrt werden mussten, um sie nachzuweisen oder identifizieren zu können. Doch dabei bleibt manches unentdeckt. „Wenn zum Beispiel beim Reinigen der Maschinen Fehler passieren oder Mitarbeiter nicht die erforderliche Hygiene walten lassen, kann man oft mit molekularbiologischen Methoden sichtbar machen, was mit herkömmlichen mikrobiologischen Mitteln nicht nachgewiesen werden konnte“, erzählt Rossmanith. Das CD-Labor hat es sich unter anderem zur Aufgabe gesetzt, die methodischen Möglichkeiten eines solchen Monitorings zu optimieren: „Ein Betrieb kann verschiedene Zielsetzungen haben: die Sicherheit zu erhöhen, Geld zu sparen, mehr Informationen zu bekommen“, erläutert Rossmanith: „Je nach Zielsetzung können verschiedene Methoden angeboten werden. Alle drei Ziele gleichzeitig zu erreichen, wird nicht möglich sein.“ Die Aufgaben eines umfassenden Monitorings sieht Rossmanith in drei Aspekten: nachweisen, an welchen Stellen unerwünschte Keime vorkommen, herausfinden, über welche sie eingebracht wurden, und schließlich diese nach der Einbringung unter Kontrolle zu bringen. Um das zu gewährleisten, steigt man im CD-Labor tief in die Abläufe an den Produktionsstätten ein, betrachtet Reinigungs- und Desinfektionsvorgänge, entwickelt Methoden der Probenahme weiter und verbessert die analytische Kette, die mit den molekularbiologischen Methoden verknüpft ist.


Ionische Flüssigkeiten als Werkzeug


Als besonderes Hilfsmittel bringt Rossmanith dazu sogenannte ionische Flüssigkeiten in die Mikrobiologie ein. Dabei handelt es sich um organische Salze, die bei gewöhnlichen Temperaturen flüssig vorliegen und daher ein ganz anderes Spektrum an Eigenschaften mitbringen als die heute im molekularbiologischen Labor üblichen Lösungsmittel und Reagenzien. Das Interesse an diesem Typus von Verbindungen ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen, sie in der Molekularbiologie zu verwenden ist aber neu. „Die meisten molekularbiologischen Methoden sind seit den 90er- Jahren im wesentlichen unverändert geblieben, wiederkehrende Probleme und Fragestellungen mit herkömmlicher Chemie seither nicht gelöst worden“, gibt Rossmanith zu bedenken. Der Wissenschaftler sieht sich mit seinem Team nun all jene methodischen Schritte an und versucht, mit einer vielfältigen Palette an ionischen Flüssigkeiten Lösungen zu finden. Erste Erfolge konnte man schon bei den Methoden der DNA-Reinigung erzielen. Im Zusammenhang mit den mikrobiologischen Aufgabenstellungen lebensmittelverarbeitender Betriebe kommen aber auch Anwendungen bei der Probenahme und Anreicherung von Keimen infrage. Rossmanith: „Bestimmte ionische Flüssigkeiten sind für manche Spezies schädlicher als für andere, wodurch man höhere Grade an Selektivität erreichen kann.“ Und auch in Reinigung und Desinfektion hat man Versuche mit der Substanzklasse begonnen. Wissenschaftlicher Partner ist dabei das steirische Unternehmen Proionic, mit dem gemeinsam ionische Flüssigkeiten nach Maß synthetisiert und in eine Datenbank aufgenommen werden.

Original Kolumne 05/2015

Life-Sciences-Standort Tulln

Thursday, 23 June 2016 09:47

Biowissenschaftliche Forschung findet nicht nur in den großen Universitätsstädten Wien, Graz,
Innsbruck und Linz statt. Am Campus Tulln ist ein aufstrebender Life-Sciences-Standort entstanden,
der sich vor allem in der Pilzforschung einen internationalen Namen gemacht hat.

 

Alles begann auf der sprichwörtlich grünen Wiese: Als Anfang der 90er-Jahre BOKU, Vetmed und TU Wien ein passendes Gelände für ein geplantes Interuniversitäres Forschungszentrum für Agrarbiotechnologie suchten, bot der damalige Tullner Bürgermeister Willi Stift ein gut geeignetes Grundstück für die erforderlichen Versuchsflächen und Stallungen an. 1994 gegründet, ist das IFA-Tulln heute ein Departement der BOKU und zur Keimzelle der international sichtbaren Entwicklung des Life-Sciences-Standorts geworden. Schon IFA-Gründer Peter Ruckenbauer brachte das Thema der Züchtung von Nutzpflanzen mit, die gegen den Befall durch Schimmelpilze resistent sind. Heute leitet Hermann Bürstmayr am IFA das Institut für Biotechnologie in der Pflanzenzüchtung, das sich vor allem auf dem Gebiet der resistenten Weizensorten einen Namen gemacht hat. Zur Verifizierung des Züchtungserfolgs wurde darüber hinaus ein Analytik-Zentrum aufgebaut, das heute unter der Leitung von Rudolf Krska – einem der weltweit meistzitierten Wissenschaftler in der Mykotoxinforschung – einen weltweiten Ruf genießt. Weitere Forschungsthemen am IFA sind die Nutzung mikrobieller undenzymatischer Prozesse in der Umweltbiotechnologie, die Verwertung molekularbiologischer Ergebnisse in der Tierproduktion sowie Materialien auf der Basis nachwachsender Rohstoffe.

Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft

Einer der Erfolgsmomente für den Standort Tulln war die Kooperation des IFA mit den Firmen der von Erich Erber gegründeten Erber Group, die vor kurzem als Firmenmitglied der ÖGMBT gewonnen werden konnte. Schon 1995 entdeckte das in Herzogenburg beheimatete Kernunternehmen Biomin, ein Pionier in der Beschäftigung mit dem Thema Mykotoxine in Futtermitteln, dass mit dem IFA-Tulln Mykotoxin- Kompetenz vor der eigenen Haustür aufgebaut wurde. Gemeinsam entwickelte man Mikroorganismen und Enzyme, die helfen, die Toxizität der Pilzgifte zu reduzieren, und betrieb mehrere CD-Labors auf diesem Gebiet. Nach der Übernahme des Unternehmens Romer Labs, das Test-Kits und Serviceleistungen auf dem Gebiet der Futter und Lebensmittelanalytik entwickelt, wurde der Sitz des neu gewonnenen Tochterunternehmens ebenfalls nach Tulln verlegt. Der Erfolg von IFA und Erber Group zog weitere Institutionen an. 2002 gründete die FH Wiener Neustadt eine Dependance am Standort Tulln und baute in enger Kooperation mit dem IFA Studiengänge auf dem Gebiet der Biotechnischen Verfahren auf. 2005 wurde von der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur ecoplus das erste Objekt des Technologie- und Forschungszentrums Tulln (TFZ) errichtet, das nicht nur den nun in Tulln konzentrierten Forschungsaktivitäten der Erber Group, sondern auch einer ganzen Reihe anderer Unternehmen Platz bietet, die die Nähe zur akademischen Forschung
am Campus schätzen. Schließlich kam es mit der Fertigstellung des Universitäts- und Forschungszentrums Tulln (UFT) zum bisher größten Erweiterungsschritt des Life-Sciences-Standorts Tulln: Ca. 150 BOKU-Forscher aus sechs verschiedenen Departments sowie 80 Mitarbeiter des Austrian Institute of Technology brachten Forschungsthemen rund um Bioressourcen, nachwachsende Rohstoffe und Umweltbiotechnologie mit nach Tulln.

Hot Spot der Mikrobenforschung

Ein besonderer Schwerpunkt ist in Tulln auf dem Gebiet der Mikrobiologie der Pilze entstanden. In der Erforschung der Wechselwirkung zwischen Pilz-Pathogenen und ihren Wirten hat man beispielsweise den vom FWF finanzierten Spezialforschungsbereich Fusarium(eine der wichtigsten Schimmelpilzgattungen) unter der Leitung von Gerhard Adam (BOKU-Department für Angewandte Genetik und Zellbiologie) etablieren können. Der SFB verbindet Forschungsan-sätze auf Genom-, Transkriptom- und Metabolom-Ebene miteinander. Daneben gibt es aber auch einen starken Fokus auf die „nützliche Seite“ der Mikroorganismen. So forscht ÖGMBT-Präsidentin Angela Sessitsch (Leiterin des Geschäftsfelds Bioresources am AIT) an endophytisch
lebenden Bakterien, die das Wachstum einer Wirtspflanze erhöhen und sie widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten und schwierigen Umweltbedingungen machen können. Monika Schmoll erforscht am AIT die Genregulation von Trichoderma, einem Pilz, der biotechnologisch stark genutzt wird. Siegrid Steinkellner von der Abteilung für Pflanzenschutz der BOKU untersucht die sogenannte Mykorrhiza, eine besondere Form der Symbiose, bei der ein Pilz in engem Kontakt mit dem Feinwurzelsystem einer Pflanze lebt. In der Arbeitsgruppe von Joseph Strauss, der sowohl am AIT als auch an der BOKU wirkt, wurden epigenetische Schalter entdeckt, mit denen in Pilzen die Produktion von sekundären Stoffwechselprodukten stillgelegt und wieder aktiviert werden können.

 

Original Kolumne 04/2015

Das liebe Geld

Tuesday, 12 May 2015 09:57

Aktuelle Budgetlücken beim FWF und Umschichtungen in den EU-Budgets machen der Wissenschafts-Community zu schaffen. Die ÖGMBT setzt sich für eine langfristige Absicherung ein.

Das am meisten verknappte Gut in der Wissenschaft sind die Finanzmittel – das ist in Österreich nicht anders als auf EUEbene. Die heimische Forschungs-Community schlägt sich etwa mit der chronischen Unterfinanzierung der Universitäten und des Wissenschaftsfonds FWF herum. „Die Zahl der Anträge an den FWF ist in den vergangenen Jahren erfreulicherweise gestiegen“, berichtet BOKU-Vizerektor und ÖGMBT-Vizepräsident Josef Glößl. Ein über Jahre eingefrorenes Budget führt aber dazu, dass die Quote der abgelehnten Anträge immer weiter ansteigt. Dabei hat die derzeitige Situation sogar ihre guten Seiten: Lange Zeit speiste sich das Budget des wichtigsten heimischen Instruments zur Förderung der Grundlagenforschung aus unterschiedlichen Quellen. Der konkret zur Verfügung stehende Betrag war von Jahr zu Jahr mit Unsicherheiten behaftet. Nun ist das FWF-Budget zwar mittelfristig garantiert, wird aber über die nächsten Jahre konstant gehalten, sodass bei zu erwartender weiterer Steigerung der Zahl an Anträgen die Bewilligungsquote weiter absinken muss. „Das bedeutet, dass auch Projekte, die als exzellent begutachtet sind, abgelehnt werden müssen“, gibt Glößl zu bedenken. Anfang des Jahres hat sich nun eine weitere Budgetlücke aufgetan, die den FWF veranlasst hat, die Übernahme von Projekt-Overheadkosten von 20 Prozent auf acht bis zehn Prozent zu reduzieren. Dadurch geht den ohnehin schon knapp finanzierten Universitäten und außeruniversitären Forschungsinstitutionen zugleich ein wichtiger Finanzierungsbeitrag zur Forschungsinfrastruktur sowie ein Lenkungsinstrument zur Qualitätssicherung verloren. Aus Sicht der Universitäten ist diese Reduktion daher ein großes Problem: „Jedes Forschungsprojekt verursacht den akademischen Einrichtungen Kosten, die über die geförderten Projektkosten weit hinausgehen. In den apparativ aufwendigen Life Sciences wirkt sich das besonders stark aus, manche Hochschulen überlegen schon, ob sie die Einreichung von Forschungsprojekten aus budgetären Gründen deckeln müssen“, erläutert Glößl. Ein Overheadbeitrag von 20 Prozent deckt nur einen Teil der anfallenden Vollkosten ab. „Forschungspolitisches Ziel müsste es daher sein, den Anteil an Overheadkosten für alle Forschungsförderinstrumente in Richtung einer Vollkostenfinanzierung zu entwickeln, um zum notwendigen budgetären Spielraum für die Bereitstellung einer international wettbewerbsfähigen Infrastruktur an den Forschungsstätten beizutragen“, so Glößl.

Schwerpunktsetzung in Gefahr
Die notorische Knappheit der Mittel führt beim FWF auch dazu, dass zu wenig Geld für die Schwerpunktprogramme da ist. „Den höchsten strategischen Stellenwert haben für den FWF die Einzelprojekte, da diese als Basis für die Finanzierung der Grundlagenforschung besonders wichtig sind und wissenschaftliche Karrieren, insbesondere von jungen  Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, davon abhängen. Da das Geld aber irgendwoher kommen muss, stehen andere Instrumente wie Doktoratskollegs oder  Sonderforschungsbereiche zunehmend infrage“, sagt Glößl. Gerade damit könne man aber strategische Schwerpunkte bilden, interdisziplinäre Zusammenarbeit auf höchstem Niveau fördern und die Attraktivität des heimischen Wissenschaftsstandorts weiter erhöhen. Zu budgetären Umschichtungen kommt es aber auch auf EU-Ebene. Zur Finanzierung des sogenannten „Juncker-Investitionsplans“ werden auch Gelder herangezogen, die eigentlich dem Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 zugedacht waren. Die Tatsache selbst
sei wohl nicht mehr zu verhindern, so Glößl – nun gelte es für die Wissenschafts-Community, ihre Interessen zu wahren. Ein Teil der Gelder soll zwar durchaus wieder der Forschung zugutekommen, völlig unklar bleibt dagegen, nach welchen Mechanismen das erfolgen soll. „Für Horizon 2020 werden, etwa durch den European Research Council, etablierte qualitätsorientierte Bewertungskriterien angewandt“, meint Glößl dazu, „nun besteht die Befürchtung, dass die Mittel für Projekte umgelenkt werden, die zu stark auf unmittelbare Arbeitsmarkteffekte abzielen, und dabei die Forschung zu kurz kommt.“ Ziel des Juncker-Plans sollte es eigentlich sein, aufbauend auf Horizon 2020 den Europäischen Forschungs- und Wirtschaftsraum zu stärken. Wie dies mit dem gegenwärtigen Ansatz erreicht werden kann, bleibt abzuwarten. Mit gutem Grund ist es ein wichtiges Ziel der 2011 beschlossenen FTI-Strategie der Österreichischen Bundesregierung, dass Österreich zur Gruppe der „Innovation Leader“ in Europa aufschließen soll. „Trotz aller notwendigen Sparvorgaben sind dringend Maßnahmen erforderlich, um der offenkundigen Erosion der Budgets für die Grundlagenforschung auf nationaler und europäischer Ebene entgegenzuwirken und damit den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort absichern zu helfen“, so der ÖGMBT-Vizepräsident.

Original Kolumne 03/2015

Organismen für Ingenieure

Tuesday, 12 May 2015 09:48

Die Synthetische Biologie ist ein noch junges Pflänzchen im Garten der Biowissenschaften.
Auch in Österreich regen sich erste Triebe.

In den vergangenen Jahren war immer öfter von „Synthetischer Biologie“ zu hören, verschiedene wissenschaftliche Ansätze werden mit dem Begriff in Zusammenhang gebracht. Craig Venter gelang vor einigen Jahren, ein in Komplettsynthese aus chemischen Bausteinen hergestelltes Genom einer Bakterienart in eine DNA-freie Zelle einer anderen Bakterienart zu transferieren. Andere Wissenschaftler versuchen, Zellen auf ein Minimum der unbedingt erforderlichen Systemkomponenten zu reduzieren und in diese bestimmte genetische Schaltkreise (sogenannte Biobricks) einzubauen, um zu gewünschten Funktionen zu kommen. Viel Interesse hat auch der Versuch auf sich gezogen, in Organismen Stoffwechselwege einzubauen, die sie mit ihrer natürlichen Gen-Ausstattung gar nicht beschreiten würden. Die Unschärfe des Begriffs und die unklare Abgrenzung zu dem, was man herkömmlich „Gentechnik“ oder „genetische Modifikation von Organismen“ nennt, haben in der wissenschaftlichen Community verstärkt den Ruf nach einer einheitlichen Definition und standardisierten Methodologie laut werden lassen. In diesem Sinne ist auch der Vorstoß der Europäischen Kommission zu werten, die drei „Scientific Commitees“, die sie zu Fragen der Sicherheit, Gesundheit und Umwelt beraten ( Scientific Committee on Consumer Safety – SCCS; Scientific Committee on Health and Environmental Risks – SCHER; Scientific Committee on Emerging and Newly Identified Health Risks – SCENIHR), um ihre Meinung zum Thema zu befragen. Die drei Commitees haben daher begonnen, an Positionspapieren zu Definition, methodologischen und Sicherheits-Aspekten sowie den zu setzenden Forschungsprioritäten zu arbeiten. Das erste dieser Papiere, das sich mit der Definition beschäftigt, ist kürzlich finalisiert worden und hat einige wichtige Feststellungen gemacht.

Operationale Definition
Die meisten kursierenden Definitionen der Synthetischen Biologie betonen die Bedeutung von Konzepten aus dem Ingenieurwesen (etwa das der Modularisierung), die einen Zugang zu Organismen schaffen sollen, die so in der Natur nicht vorkommen. Das Expertenpapier hebt demgegenüber hervor, dass eine operationale Definition zu bevorzugen wäre, die sowohl eine Risikobewertung ermöglicht, als auch Kriterien festlegt, um einen bestimmten Ansatz als Synthetische Biologie zu werten oder nicht. Als vorläufige Festlegung einigte man sich darauf, dass unter dem Begriff eine Anwendung von Wissenschaft, Technologie und Ingenieurwesen verstanden werden soll, die das Design, die Herstellung und die Modifikation von genetischem Material in lebenden Organismen erleichtert und beschleunigt. Zur Abgrenzung von der herkömmlichen Gentechnik wären freilich quantifizierbare Kriterien für die Komplexität der genetischen Modifikation oder die Geschwindigkeit der Veränderung erforderlich, die derzeit nicht greifbar sind. Darauf aufbauend sollen nun in einem zweiten Positionspapier methodologische und Sicherheitsaspekte
betrachtet werden.

Vertreter in der österreichischen Life-Sciences-Community
An der Erstellung dieser ersten von drei „Opinions“ war auch der Österreicher Markus Schmidt beteiligt, der sich auf dem Gebiet der Technikfolgenabschätzung und öffentlichen Wahrnehmung der Synthetischen Biologie international einen Namen gemacht hat. Das von ihm gegründete Unternehmen Biofaction arbeitet darüber hinaus auf dem Gebiet der Wissenschaftskommunikation, des Dokumentarfilms und der Begegnung von Wissenschaft und Kunst. Vergangenen Oktober fand beispielsweise das Festival „Biofiction“ statt, das sich in Podiumsdiskussionen, Do-it-yourself-Vorführungen, Performances und Kurzfilmen aus verschiedensten Blickwinkeln mit dem Feld der Synthetischen Biologie beschäftigte.
Astrid Mach-Aigner, die 2012 den ÖGMBT VWR Forschungspreis erhielt, arbeitet gerade am Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften an der TU Wien an ihrer Habilitation auf dem Gebiet der Synthetischen Biologie. Das von ihrer Gruppe verwendete Modellsystem ist dabei ein Pilz aus der Gattung Trichoderma, dem Dinge beigebracht werden, die er mit seiner natürlichen genetischen Ausstattung gar nicht könnte. Mach-Aigner ist im Zuge der vom FWF geförderten Forschungsarbeit auf drei Ebenen mit steigendem Komplexitätsgrad tätig, wie sie im Gespräch mit dem Chemiereport erklärt. Eine der einfachsten Methoden ist, synthetische Transkriptionsfaktoren zu verwenden, um die Expression eines Gens, das der Pilz schon hat, effizienter zu induzieren. Die zweite Stufe stellt ein komplettes synthetisches Expressionssystem dar, indem nicht nur ein chimärer Transkriptionsfaktor, sondern auch dazu passende veränderte Promotoren für dessen Zielgene eingebracht werden. Die höchste Stufe stellt der Aufbau eines kompletten artifiziellen Synthesewegs dar. So wurde dem Pilz durch Einbau zweier Gene aus zwei unterschiedlichen Bakterien beispielsweise beigebracht, aus Chitin – das etwa in Krabbenschalen mehr als reichlich vorhanden ist – N-Acetylneuraminsäure, den Vorläufer wichtiger antiviraler Medikamente, herzustellen. Die dabei stattfindende gezielte Modifikation von Organismen auf einen bestimmten Zweck hin hält Mach-Aigner für den wesentlichen Aspekt der Synthetischen Biologie.

Original Kolumne 01/2015

Auch Hans kann noch lernen

Tuesday, 12 May 2015 09:41

„Was Hänschen nicht lernt, darüber bildet sich Hans weiter“, könnte man in Abwandlung eines
bekannten Sprichworts über den steten Fortbildungsbedarf gerade in den Life Sciences formulieren.
Die ÖGMBT-Weiterbildungsbörse gibt einen aktuellen Überblick.

Man kennt die Situation: Eine junge Hoffnungsträgerin studiert Biochemie oder Genetik und macht Karriere in der Wissenschaft oder in einem in der Life-Sciences-Branche tätigen Unternehmen. Mit einem Mal findet sie sich als Teamleiterin oder Projektmanagerin wieder und benötigt neben ihrem Fachwissen Fähigkeiten, die sie im Studium nicht gelernt hat. „Wissenschaftlern, die in die Industrie wechseln, fehlt es oft an betriebswirtschaftlichem Wissen, aber auch an Wissen zu Fragen der Teamführung“, meint dazu Andreas Perklitsch, Geschäftsführer des auf Life Sciences fokussierten Personalberatungsunternehmens Mediatum Österreich. Vielfach habe man es heute mit recht heterogen zusammengesetzten Teams zu tun, bei denen auch nicht immer alle an einem Tisch sitzen. „Virtuelles Führen von Menschen an verschiedenen Standorten ist daher ein immer stärker auftretendes Thema.“ So wie das Führen verändere sich aber auch das Lernen selbst, das heute nicht mehr nur aus den traditionellen Seminaren, Trainings und Kursen bestehe. „Es gibt einen Trend zum ‚Embedded Learning‘, das heißt, dass die Information in der Situation abgerufen wird, in der sie benötigt wird“, erklärt Perklitsch. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass Inhalte aus einem bereits absolvierten Weiterbildungsangebot am Smartphone hinterlegt sind und in der Praxis zur Verfügung stehen, wenn sie gebraucht werden. Mediatum selbst hat 2013 mit dem Trainingsanbieter MTAC fusioniert und bietet ein umfangreiches Weiterbildungsangebot zu betriebswirtschaftlichen Themen, zu Führungs- undKommunikationsfähigkeiten an.

Aus Forschern werden Entrepreneure
Mit einer solchen akademischen Zielgruppe hat auch Michael Hoschitz, Leiter des Wissenstransferzentrums Ost, zu tun. Die Wissenstransferzentren (WZT) wurden im Rahmen des österreichischen Hochschulplans ins Leben gerufen, um wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfindungen effizienter in die Wirtschaft zu überführen. „Um den Technologietransfer zu verbessern, ist es auch notwendig, Studenten, Postdocs und Forscher in Fragen des geistigen Eigentums und unternehmerischen Denkens weiterzubilden“, erklärt Hoschitz. Derzeit werde seitens des WTZ Ost erhoben, welche Vorlesungen und Weiterbildungsangebote es an welcher Uni bereits gebe. Dabei stößt man auf viele Themen, zu denen die verschiedenen Institutionen voneinander lernen können. So könnten etwa Angebote der WU zum Thema Firmengründung auch in den Life Sciences genutzt werden, ebenso gebe es viele Schnittstellen zu den Kunstuniversitäten, beispielsweise wenn es um Fragen von Präsentation oder Design gehe. Insgesamt soll auf diese Weise ein Lehrangebot entstehen, das modular aufgebaut ist und aus dem sich jede Universität das herausnehmen kann, was für sie relevant ist.

Wissen altert schnell
Doch auch das Wissen im eigenen Fach ist in den Life Sciences einem raschen Alterungsprozess unterworfen. Das betrifft insbesondere die Handhabung von Technologien, die in Labor und Produktion Verwendung finden. Der daraus resultierende Weiterbildungsbedarf wird beispielsweise von Pall Life Sciences, einem weltweit führenden Anbieter von Lösungen und Technologien für Filtration, Separation und Aufreinigung, angesprochen. Im Rahmen des Pall Learning Center, eines globalen Kundentrainingsprogramms, werden unterschiedliche Kurse in eLearning, Misch- und reinem Vortragsformat angeboten. Das Unternehmen führt darüber hinaus regelmäßig Anwendertrainings im Vienna Open Lab, einem Mitmachlabor am Vienna Biocenter, durch. „Hier hat jeder Teilnehmer die Möglichkeit, selbst Hand anzulegen und sich die notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten anzueignen“, erzählt Wolfgang Weinkum, Marketing Manager der Pall Austria Filter GmbH. „Die Trainings sind durchaus auch für Mitarbeiter geeignet, die schon lange in dem Bereich tätig sind“, erzählt Weinkum: „Sie werden von Experten geleitet, die viele Tipps und Tricks aus der Praxis sammeln konnten und diese an die Teilnehmer weitergeben.“ Für all diese Formen an zusätzlicher Qualifizierung und Training hat die ÖGMBT auf ihrer Website eine Weiterbildungsbörse eingerichtet. Sie gibt einen Überblick über die aktuellen, auf die Life-Sciences-Branche zugeschnittenen Angebote und führt jeweils Termin, Ort und Kontaktdaten an. Um die Trainingsangebote in der Life Sciences Community einem noch breiteren Interessentenkreis bekannt zu machen, nutzt Pall bereits die Weiterbildungsbörse der ÖGMBT. „Ich sehe darin eine sehr gute Plattform, um Kursteilnehmern die Chance zu geben, ihre Weiterbildung möglichst langfristig zu planen“, so Weinkum.

Original Kolumne 01/2015

Spiegel der Forschungsqualität

Tuesday, 12 May 2015 09:31

Die im Rahmen der diesjährigen ÖGMBT-Tagung vergebenen Forschungs- und Dissertationspreise
zeigen die enorme Vielfalt und hohe Qualität der heimischen biowissenschaftlichen
Forschung.

Wenn sich organische Chemiker in die Welt der enzymatischen Katalyse wagen, sehen sie dort, was sie gewohnt sind zu sehen: Bindungslängen, Bindungswinkel, Zwischenprodukte, Reaktionsmechanismen. Diesen Weg hat auch Christian Gruber beschritten: Nach einer Ausbildung in Organischer Chemie wechselte er in die Biowissenschaften und forscht heute am Austrian Centre of Industrial Biotechnology (ACIB) an maßgeschneiderten enzymatischen Katalyse-Aktivitäten, die über das in der Natur Vorkommende hinausgehen. Gemeinsam mit seinen Kollegen der von Karl Gruber geleiteten Arbeitsgruppe hat er das sogenannte „Catalophor“-System entwickelt, bei dem in einer Datenbank nach strukturellen Merkmalen von Enzymen gesucht wird, die eine bestimmte katalytische Funktion ermöglichen. Szenenwechsel. Es gibt biologische Makromoleküle, die therapeutisch höchst interessant wären, aber so komplex aufgebaut sind, dass sie produktionstechnisch nur schwer in den Griff zu bekommen sind. IgM-Antikörper, die vor allem am Beginn der Immunantwort eine Rolle spielen, gehören dazu. 21 Polypeptide formen fünf Untereinheiten, die sich zu einem Pentamer zusammenschließen, viele der Polypeptide liegen zudem N-glykolisiert vor. Andreas Loos vom Department für angewandte Genetik und Zellbiologie der BOKU gelang es gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Forschungsteams um Herta Steinkellner, rekombinante IgM-Antikörper erstmals in Pflanzen herzustellen. Die Tabakähnlichen Pflanzen waren gentechnisch so optimiert, dass die IgM-Antikörper humantypische N-Glykane tragen und somit für die therapeutische Anwendung beim Menschen geeignet sind. „Die beiden Beispiele zeigen die enorme Bandbreite und Qualität biowissenschaftlicher Grundlagenforschung mit Anwendungspotenzial, die an österreichischen Einrichtungen betrieben wird, eindrucksvoll. Die ÖGMBT-Forschungs- und Dissertationspreise haben sich in den vergangenen Jahren zum Spiegelbild beider Aspekte – der Bandbreite und der Qualität – entwickelt“, so Josef Glößl, Präsident der ÖGMBT. Und weil die Jury des von VWR gesponserten Awards auf dem Gebiet der angewandten Forschung in diesem Jahr sowohl Grubers als auch Loos‘ Arbeiten für preiswürdig empfand, wurde der mit insgesamt 3.000 Euro dotierte Preis heuer zu gleichen Teilen an beide Forscher vergeben.

Von Kinase bis Antikörper
Als eindeutige Siegerin im Bereich der Grundlagenforschung konnte sich dagegen Karoline Kollmann behaupten und den von Biomin gestifteten Forschungspreis in Höhe von 3.000 Euro erringen. Kollmann beschäftigt sich am Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien mit der Rolle der Zellzyklus-Kinase CDK6 in der Angiogenese (also dem Wachstum von Blutgefäßen) im Zuge der Ausbildung von Tumoren. Dabei zeigte sich, dass das Protein Teil eines Transkriptionskomplexes ist, der sowohl ein Tumor- Suppressor-Gen als auch einen die Angiogenese begünstigenden Faktor induziert. Ebenso vielfältig wie die Forschungspreise präsentierten sich auch die ÖGMBT- Dissertationspreise. Die von Polymun bzw. THP gestifteten Preise gingen an Michael Tscherner (Department für Medizinische Biochemie, Meduni Wien), der die Rolle der Histone des Chromatingerüsts für die Virulenz der Pilzart Candida albicans untersuchte, und an Christoph Hasenhindl (CDLabor für Antikörper-Engineering BOKU) für seine Arbeit über die thermische Stabilität gezielt designter IgG1-Antikörperfragmente. „Wir hatten in diesem Jahr eine beachtliche Zahl von Einreichungen, 20 für die Forschungs- und 27 für die Dissertationspreise. Da die eingereichten Publikationen für die beiden Forschungspreise und auch die vorgelegten Dissertationen durchgehend von beachtlich hoher Qualität waren, hatten die Mitglieder der vier eingesetzten Jurys, die sich aus allen vier Zweigstellen der ÖGMBT rekrutierten, keine leichte Arbeit“, hebt ÖGMBT-Präsident Josef Glößl hervor.

Original Kolumne 07/2014

  • FEBS Network highlights
    Hello member, You've opted in to receive a fortnightly round-up of the highlights from FEBS Network. Here's a list of the great content selected as a highlight in the past 2 weeks.   Zinaida Perova Project Lead, EMBL-EBI Itai Yanai Professor, NYU School of Medicine Duncan Wright Managing Editor, FEBS Letters The Spanish Society for Biochemistry and Molecular Biology (SEBBM)   CancerModels.Org – an open global research platform for patient-derived…
    29.04.2024,
  • The FEMSmicro Monthly: April
    Dear member,   Get up to speed with our latest developments in the April edition of the FEMSmicro Monthly. Don't miss out on our latest Thematic Issues from our journals, and the upcoming FEMS Microbiology Ecology webinar on Insect-Microbiome Interations on 16 May. Excitingly, the call for Event Organizers for International Microorganism Day 2024 is now open! Finally, make sure to check out the latest insights from the FEMSmicroBlog and our community news…
    29.04.2024,
  • The FEMSmicro Monthly: March
    As member of the ÖGMBT you are automatically also member of the Federation of European Microbiology Societies (FEMS).   Dear member,   As the year steams ahead, we are excited to bring you the March edition of the FEMSmicro Monthly. There are already several webinars and Thematic Issues from the FEMS Journals for you to access. A quick reminder that the deadline for applying to our Summer School for Postdocs…
    04.04.2024,
  • Leadership Excellence Award in Research (LExA)
      Outstanding leadership in research: The Leadership Excellence Award in Research - LExA enters its second round! We're pleased to announce the return of the Leadership Excellence Award in Research, honoring outstanding leadership skills in Austria's research community. LExA, now in its second year, aims to recognize individuals who demonstrate remarkable leadership abilities. Nominations will be accepted through May 31, 2024.   Why an Award for Research Leadership? Many researchers…
    04.04.2024,
  • The FEMSmicro Monthly: February
    As member of the ÖGMBT you are automatically also member of the Federation of European Microbiology Societies (FEMS).   Dear member,   We are pleased to share with you the February edition of the FEMSmicro Monthly. Stay cheerful, as Spring is just around the corner! This edition brings you exciting updates from research published in the FEMS Journals, and news of several webinars and events to help you stay connected and…
    05.03.2024,
  • European Forum Alpbach's scholarship programme: Call for applications
    The European Forum Alpbach's scholarship programme enables hundreds of talented people from all over the world to participate in the annual event in summer, to contribute their ideas, knowledge, and skills to the Forum, and exchange ideas with a wide array of people. As the most diverse group of EFA, they are vital for cross-sectoral and intergenerational dialogue and for strengthening the Forum’s alumni network.  Applications are open between 5 and…
    26.02.2024,
  • The FEMSmicro Monthly: January
    As member of the ÖGMBT you are automatically also member of the Federation of European Microbiology Societies (FEMS).   Dear member,   We are pleased to share with you the first edition of the FEMSmicro Monthly for 2024.  Not only has the FEMS Journals Open Access transition now taken place, but we have an exciting new microLife webinar in the pipeline, and several updates from the FEMS journals, awards, and…
    05.02.2024,
  • Kocher: 45 Millionen Euro für den Ausbau von Österreichs Pharma-Vorreiterrolle
    Österreich als starker Pharmastandort Wien (OTS/BMAW) - Österreich zählt zu den führenden Pharma-Standorten weltweit mit internationaler Forschung und einem stetig expandierenden Unternehmensumfeld. Mit einem Anteil von sieben Prozent am Bruttoinlandsprodukt und rund 60.000 Arbeitsplätzen ist der Life Science-Sektor nicht nur von zentraler Bedeutung für die Gesundheitsversorgung, sondern auch für den Standort. Um diese Vorreiterrolle weiter zu stärken, wurde 2022 ein FFG-Life-Science Paket in Höhe von 50 Millionen Euro aufgelegt. Dieses…
    30.01.2024,
  • Wanted: Super creative researchers urged to apply!
    The Human Frontiers Science Program has opened its interdisciplinary, international research grants call and is looking for bold, high-risk, high-gain, game-changing applications in out-of-this-world life science. Dare you apply!? Do you have a bold idea for a project – something you would never dare to write a proposal about as most funding agencies would reject it directly telling you it is “not feasible,” “too high risk,” “you have no preliminary…
    22.01.2024,
  • Free online training course on the human microbiome
    Application call for free online training course on the human microbiome, which explores the diverse and powerful ways in which the microbes that live in our bodies influence our wellbeing.  Find out more at: https://www.embl.org/ells/training/the-human-microbiome-in-health-and-disease/ Register here: https://forms.gle/qaactqU8ouNHK3xK6 Titled “The human microbiome in health and disease - A course for educators & microbiome enthusiasts”, the course is aimed at science educators, researchers and anyone interested to learn more about the…
    11.12.2023,
  • Open Science - News
    Passend zur Zeitumstellung vom Wochenende gibt es bei uns ein neues Quiz zum Thema Chronobiologie. Dieser Forschungszweig beschäftigt sich damit, wie die innere Uhr des Menschen funktioniert und wie äußere Einflüsse auf sie wirken. Was wissen Sie darüber? Testen Sie Ihr Wissen! Unser Wissensartikel zur Chronobiologie kann Ihnen beim Beantworten der elf Fragen behilflich sein. Mit dem UniStem Day ist am 22. März eine Veranstaltung für Schüler:innen zum Thema Stammzellen erfolgreich…
    05.04.2024,
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  • Open Science - News
    Im Februar hat unser neues Projekt BAMIKO gestartet, bei dem sich alles um die Mikroorganismen im Darm dreht. Demnächst sollen Kochvideos zum Thema ballaststoffreiche Ernährung und (Darm)gesundheit für Jugendliche und junge Erwachsene entstehen, wir halten Sie am Laufenden! Im Projekt „Genetik: Betrifft mich (nicht)?" fand eine Fortbildung für Lehrkräfte der Wiener VHS statt. Ende April wird es auf unserer Website neue Unterrichtsmaterialien zu Genetik und Internetrecherche geben.   "I've got potential baby! Stammzellen und…
    13.03.2024,
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  • Call for Application: Peers4Careers 2024
    Peers4Careers is back! Applications will be accepted through March 3, 2024 exclusively via a brief video statement. Please email your 2-minute video to This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.. Setting goals is easy, but reaching them is not always straightforward. That's where Peers4Careers (P4C) steps in – a transformative 9-month accountability program designed to empower you on your journey towards success! This program targets young but also experienced researchers, no matter whether you just started…
    30.01.2024,
  • Open Science - News
    Gemeinsam mit dem Vienna Open Lab und dem Institut für Molekulare Biotechnologie möchten wir am 22. März 2024 interessierte Schüler:innen wieder zum UniStem Day, dem europaweiten Stammzelltag, einladen! Für das Praxisprogramm sind Anmeldungen noch bis zum 26. Jänner möglich, für den Vortrag auch noch danach. Sollten Sie sich für Gesundheitsthemen interessieren und zur Forschung über Gesundheitskommunikation in Österreich beitragen wollen, können Sie uns unterstützen: Wir suchen Personen ab 16 Jahren, die an einer…
    22.01.2024,
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  • New SZABO-SCANDIC Logo
    SZABO-SCANDIC proudly presents a new logo and would like to explain what it represents. The design emphasises our commitment to the life science sector across Europe. It stands for our unified mission to provide top-tier life science products and services as well as driving progress in research and healthcare. The icon, inspired by the DNA helix, embodies the essence of life and innovation. Since 2 years SZABO-SCANDIC is part of Europa…
    15.11.2023,
  • STRATEGIC PARTNERSHIP OF EVOMEDIS GMBH, MEDICAL UNIVERSITY AND COREMED GRAZ
    STRATEGIC PARTNERSHIP OF EVOMEDIS GMBH, MEDICAL UNIVERSITY AND COREMED GRAZ Investing in the future of burn medicine: Alliance develops new cell-based therapy in Graz to Foster Wound Healing Innovations   EVOMEDIS has pledged an investment of €1.5 million over a span of two years into a collaborative project. The objective of this project is to develop EVOCellic, a ready-to-use wound healing solution for treating burns and chronic wounds that offers…
    14.11.2023,
  • Winter School 2024 - LBG Career Center
    Revise & Revitalize Academic Writing, Presentation & Healthy Working Skills for Researchers The LBG Career Center Winter School offers pre- and post-doc researchers the opportunity to learn the fundamentals of scientific writing and presentation in a productive and supportive atmosphere. The goal of the Winter School is to demystify the unwritten rules of scientific writing and provide researchers with a clear blueprint for their articles and presentations. Modules on scientific…
    18.10.2023,
  • Student:innen für die Mitgestaltung eines interaktiven Kinderbuches gesucht!
    Bist du Student:in eines naturwissenschaftlichen Fachbereichs und interessierst dich für das Thema Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien? Schreibst du gern? Bist du kreativ? Möchtest du Erfahrung in der Wissenschaftskommunikation sammeln? Treffen einer oder mehrere Punkte auf dich zu, dann bekommst du beim Projekt INDIKINA jetzt die Möglichkeit, beim Gestalten eines interaktiven Kinderbuches zum Thema Allergien mitzuwirken.  Das Projekt Im Rahmen des Projekts INDIKINA (INteraktives, DIgitales KInderbuch zum Thema NAhrungsmittelallergien) soll ein interaktives,…
    30.06.2023,
  • New ÖGMBT company member
    We are happy to welcome our new company member: CYTIVA We are a global provider of technologies and services that advance and accelerate the development, manufacture, and delivery of therapeutics. Our rich heritage dates back hundreds of years, and we got a fresh start in 2020 as a standalone operating company in the Danaher Corporation. Homepage:     www.cytiva.com  
    12.01.2023,
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  • New ÖGMBT company member
    We welcome our new company member: acib is an international center of excellence in the field of industrial biotechnology. The research center develops sustainable, environmentally friendly, and economically and technically advanced processes for the biotech-, pharmaceutical- and chemical industries. In doing so, it takes nature’s methods and tools as its model. Within its partner network, acib cooperates with industry in order to transfer scientific results into efficient processes and innovative…
    11.01.2023,
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  • Coordenador de Produção Biológicos
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    01.05.2024,
  • Head of Unit Raw Materials / Analytics (w/m/d)
    Head of Unit Raw Materials / Analytics (w/m/d)Boehringer Ingelheim RCVDer Beitrag Head of Unit Raw Materials / Analytics (w/m/d) erschien zuerst auf Jobbörse und Netzwerk für Naturwissenschaftler /-innen....
    01.05.2024,
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    (Associate) Principal Scientist (f/m/d) – Translational Medicine and Clinical PharmacologyBoehringer Ingelheim RCVDer Beitrag (Associate) Principal Scientist (f/m/d) – Translational Medicine and Clinical Pharmacology erschien zuerst auf Jobbörse und Netzwerk für Naturwissenschaftler /-innen....
    01.05.2024,
  • Head of Project Management (m/f/d)
    Head of Project Management (m/f/d)Octapharma Pharmazeutika Produktionsges.m.b.H.Der Beitrag Head of Project Management (m/f/d) erschien zuerst auf Jobbörse und Netzwerk für Naturwissenschaftler /-innen....
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  • Risk Manager (m/f/d)
    Risk Manager (m/f/d)Octapharma Pharmazeutika Produktionsges.m.b.H.Der Beitrag Risk Manager (m/f/d) erschien zuerst auf Jobbörse und Netzwerk für Naturwissenschaftler /-innen....
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  • Product Development Manager (m/f/d)
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    GLOBAL FLAVORIST TRAINEE PROGRAMDSM Austria GmbHDer Beitrag GLOBAL FLAVORIST TRAINEE PROGRAM erschien zuerst auf Jobbörse und Netzwerk für Naturwissenschaftler /-innen....
    15.04.2024,